Ist dein Papagei aggressiv, kreischt herum oder greift dich sogar an? Ich weiss, wie frustrierend das sein kann! Deshalb will ich in diesem Artikel über die korrekte Bestrafung von Papageien reden…
Doch vorher möchte ich dir eine Frage stellen…
Was willst du mit der Bestrafung deines Papageis erreichen?
- Willst du Frust abbauen?
- Oder willst du erreichen, dass er sein inakzeptables Verhalten in Zukunft bleiben lässt?
Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Wenn du gerade wütend auf deinen Papagei bist (was ich sehr gut verstehen kann), dann geh‘ am Besten eine Runde um den Block spazieren, bis dein Frust verflogen ist.
Wieder da?
Okay, dann werde ich jetzt ganz ehrlich zu dir sein:
Die richtige Strafe – So erreichst du, dass dein Papagei sein Verhalten ändert…
Lass uns zunächst über die Formen der Bestrafung reden, die du nicht wählen solltest, denn sie werden die Probleme mit deinem Papagei nur verstärken und dir das Leben zur Hölle machen:
Schimpfen, Gewalt und Nahrungsentzug.
Sogar das Werfen eines harmlosen Papierballs, zum Beispiel, um den Papagei von etwas abzubringen – davon kann ich dir wirklich nur abraten.
Der Grund dafür ist ganz einfach: Wenn du das Verhalten deines Papageis beeinflussen willst, musst du sein Vertrauen gewinnen. Wenn du ihn aber erschreckst oder ihm sogar weh tust, verlierst du deinen bisherigen Vertrauensbonus ganz schnell. Und dann wird alles nur noch schwieriger. Aber du willst ja das Gegenteil erreichen: Deinen Vertrauensbonus ausbauen und dich gut mit deinem Papagei verstehen.
Eine effektivere Form der Bestrafung
Zum Glück gibt es eine bessere Art der Bestrafung, die dich diesem Ziel näher bringt. Sie besteht darin, dass du deinem Papagei etwas wegnimmst, was er gerne mag. Also ein Spielzeug, deine Nähe etc. Aber Vorsicht: Auf keinem Fall solltest du ihm lebenswichtige Dinge wie Nahrung oder Wasser wegnehmen.
Eine Situation, in der diese Art der Bestrafung jedoch gut passen kann, ist wenn dein Papagei ununterbrochen herumschreit, weil er nach Aufmerksamkeit sucht. Du solltest ihn ignorieren, solange er schreit. Doch wenn er mit den Schreien aufgehört hat, solltest du sofort zu ihm gehen.
Dann solltest du ihn sofort loben. So merkt er, dass du zu ihm kommst, wenn er ruhig ist – und dass du wieder gehst, wenn er Stress macht. Du verstärkst damit sein positives Verhalten – und negatives Verhalten wird einfach nicht beachtet. Du solltest ihn möglichst oft loben, wenn er in seinem Käfig sitzt, sich beschäftigt und nicht schreit. Es dauert eine Weile, aber irgendwann wird dein Papagei verstehen, welches Verhalten du magst und wann du zu ihm kommst – wenn er schreit jedenfalls nicht.
Das wissen Tierpsychologen zum Thema „Bestrafung“
Damit du siehst, dass diese Methode nicht aus der Luft gegriffen ist, sondern Hand und Fuß hat, stelle ich dir jetzt noch die Konzepte vor, auf denen die Methode basiert.
„Kontiguität“ — bedeutet, dass du deinen Papagei kontinuierlich erziehen musst
Eigentlich ganz einfach. Man könnte es auch die Zeitspanne nennen, die vergeht zwischen einem Verhalten (zum Beispiel wir geben unser Signal „Dreh Dich“ und der Papagei führt dieses Verhalten aus) und der Gabe unseres Verstärkers (Lob + Leckerbissen).
Je kürzer diese Zeitspanne ist, umso schneller kann der Vogel ein Verhalten erlernen, denn er versteht die Beziehung zwischen Signal-Verhalten-Verstärker besser. Ist die Zeitspanne zu lang, kann unser Papagei keinen Zusammenhang finden. Unsere Kommunikation bricht zusammen.
Das Wörtchen „gut“ hilft ihm dabei. Praktisch ein Zeichen, das gleich etwas folgt – nämlich der Verstärker. Wir erinnern uns: Gut (sekundärer Verstärker) + Futterverstärker (Primärer Verstärker).
„Aversiver Reiz“ — bringt dir Punktabzug auf deinem Sympathiekonto
Ein angenehmer Reiz wäre zum Beispiel unser Verstärker – also ein lobendes Wort plus unser Belohnungs-Leckerbissen. Das empfindet unser Papagei als positiv.
Ein aversiver Reiz ist das Gegenteil. Dieser Reiz ist negativ und wir sollten ihn immer vermeiden. Beispiele für aversive Reize sind Beschimpfungen, Schläge, das Werfen eines Gegenstandes, um den Vogel von einem Vorhaben abzubringen etc. – alles was unser Papagei als negativ empfinden könnte.
„Extinction burst“ — bedeutet, dass ein Verhalten – kurz bevor es komplett verschwindet – zunächst ganz oft ausgeführt wird
Wenn wir ein Verhalten nicht belohnen (oder besser: nicht verstärken), dann wird es irgendwann nicht mehr ausgeführt. Nur, bevor das passiert, wird unser Papagei alles daran setzen, um diese Belohnung zu erhalten, das heisst, er verstärkt sein Verhalten, um eine Resonanz zu bekommen.
Das kann für uns im Positiven wie im Negativen sein. Ein Vogel der zum Beispiel schreit und der Halter kommt nicht gelaufen, um ihn zu beruhigen, weil das Tier es ja gewöhnt ist, wird zunächst mehr schreien, bis es irgendwann eingestellt wird.
Dieses vermehrte Schreien ist ein sogenannter „Extinction Burst“. Geben wir unserem Vogel das Signal „Auf“ oder „Dreh Dich“ und es wird nie verstärkt, dann wird auch hier das Verhalten zuerst öfters ausgeführt, bis zu dem Punkt, wo es dann verbleibt.
Du siehst also, die Verstärkung ist wichtig, um ein gewünschtes Verhalten beizubehalten, es ist fatal wenn etwas verstärkt wird, was nicht erwünscht ist. Also, acht genau darauf was du tust, denkt darüber nach, was deinen Papagei zu seinem Verhalten motiviert. Manchmal ist es leider so, dass der Fehler liegt nicht bei unserem Papagei liegt, sondern bei uns. Ich hoffe, du nimmst mir das jetzt nicht übel. Aber wir wollten ja ehrlich zueinander sein, stimmts?
Wie du deinen Papagei noch besser erziehen kannst…
- Gewöhne deinem Papagei das Schreien ab – mit der Glöckchen-Methode.
- Hier erfährst du, wie du deinen Vertrauensbonus aufbauen kannst.
- Beisst dein Papagei? In diesem Artikel findest du Rat.
- So geht dein Papagei selbstständig in seinen Käfig
- Bedenke auch, dass plötzliche Verhaltensänderungen durch Krankheiten bedingt sein können.